…wurde in Krakau (Polen) geboren. Im Alter von sechs Jahren beginnt sie mit dem Klavierunterricht. Ihre Mutter unterrichtet sie. Bereits zwei Jahre später erhält Aleksandra Ablewicz beim nationalen Wettbewerb für junge Talente in Krakau den ersten Preis. Ein Jahr darauf debütiert sie mit dem Krakauer Philharmonieorchester.
Im Alter von 13 Jahren wird Aleksandra Ablewicz Schülerin des bedeutendsten polnischen Klavierpädagogen Prof. Zbigniew Drzewiecki. Dieser unerrichtet die junge Pianistin bis zur Beendigung ihres Musikstudiums an der Staatlichen Musikhochschule in Krakau. Dort erhält sie ihr Diplom mit Auszeichnung und den Titel eines Magisters der Künste. Dank eines Stipendiums der französischen Regierung setzt Aleksandra Ablewicz ihre Studien bei Vlado Perlemuter und Julius Katchen in Paris fort. Arthur Rubinstein, der das grosse Talent der jungen Pianistin zu schätzen weiss, erteilt ihr kostenlos Unterricht. Aleksandra Ablewicz wurde an zahlreichen Klavierwettbewerben ausgezeichnet, darunter am internationalen Musikwettbewerb in München (ARD), in Vercelli (Viotti) und in Rio de Janeiro. Ihre Konzertreisen führten sie nicht nur in die meisten europäischen Länder, sondern auch nach China, Indien, Laos und Nordvietnam sowie nach Brasilien. Die Künstlerin lebt in der Schweiz und ist Bürgerin von Stierva GR. Sie hatte anlässlich eines Interviews einen Schweizer Journalisten kennen gelernt, den sie später heiratete. Schmunzelnd stellt sie fest: „Das ist das wahrscheinlich längste Interview der Welt – es dauert immer noch an“.
Nach der Geburt ihres Sohnes Jan und ihrer Tochter Alexandra verzichtet die Künstlerin auf die Fortsetzung ihrer Karriere und widmet sich ganz der Familie. Sie quittiert ihren Rückzug von den Konzertbühnen ohne Bedauern: “Das Wichtigste ist und bleibt die Musik“. Und so übt Aleksandra Ablewicz weiter, vergrössert ihr Repertoire, erteilt Unterricht und nimmt CD’s auf. Allein für das Blaue Kreuz Zürich wurden rund 250'000 Stück produziert. Musik ist halt ein Teil von ihr. Auch ausserhalb aller Konzertsäle…
Gegen Ende Januar 1973 bat mich Marianne Vogt, Feuilletonchefin des „Landboten“, um einen Gefallen: „Frank, du sprichst polnisch. Könntest du ein Interview mit der polnischen Pianistin Aleksandra Ablewicz durchführen, die am 2. Februar in Winterthur im Rahmen einer Chopin-Ausstellung ein Konzert geben wird. Es ist übrigens bereits ausverkauft.“ Ich sagte zu.
Die Künstlerin entpuppte sich als eine gut aussehende, charmante junge Dame. Ich selbst höre zwar gerne klassische Musik, bin aber alles andere als ihr profunder Kenner. Um diesen Nachteil ein bisschen zu überdecken, stellte ich mit geheuchelter Wissbegierde die hochtrabende Frage, wie es denn sei, als Polin ihren berühmten Landsmann Chopin zu spielen. Aleksandra Ablewicz geriet ins Schwärmen, holte zu einem längeren Vortrag aus, derweilen ich besorgte Blicke auf mein Tonbandgerät warf, denn ich wusste: Das alles später abhören und übersetzen würde eine Menge Arbeit bedeuten. So sanft wie möglich mahnte ich meine Gesprächspartnerin zu etwas mehr Gesprächsdisziplin und bat sie, sich etwas kürzer zu fassen. Sie blickte mich leicht irritiert an, doch tat sie mir den Gefallen. Im Laufe des Gesprächs und auf meine Fragen hin erfuhr ich, dass Aleksandra Ablewicz bereits als Achtjährige ihr erstes Konzert mit dem Sinfonieorchester von Krakau gegeben, neben dem normalen Gymnasium die Musikmittelschule absolviert, bei den berühmten polnischen Musikpädagogen Professor Drzewiecki und Professor Hofmann studiert und den Magistertitel mit Auszeichnung erworben hatte. Trotz ihrer Jugend war sie bereits bei zahlreichen nationalen und internationalen Musikwettbewerben ausgezeichnet worden und hatte in vielen Ländern konzertiert. Ein Stipendium der französischen Regierung ermöglichte ihr Studien in Paris, wo sie Arthur Rubinstein begegnete und seine Schülerin wurde. Durch Zufall. Aleksandra Ablewicz hatte vor einem aus Polen stammenden US-Kulturattaché gespielt, der anschliessend überlegte, wie er der jungen Künstlerin weiter helfen konnte. „Ich hab’s! Ich rufe sofort Arthur an.“ Meine Gesprächspartnerin: „Ich hatte natürlich keine Ahnung, um welchen Arthur es sich da handeln könnte. Mein Bekannter griff zum Telefon und wünschte dann, mit Arthur Rubinstein verbunden zu werden. Da wurde mir alles klar. Nach dem Telefonat bekam ich eine Einladung; ich sollte dem Meister vorspielen. Ich hatte als Studentin nicht viel Geld, gab aber praktisch meine letzten Francs für Rosen aus, die ich Rubinstein überreichen wollte. Mit viel Herzklopfen läutete ich an der Türe, und der grosse Künstler kam selbst, um mir zu öffnen. Unsere Bekanntschaft begann mit einem Donnerwetter seinerseits; er war erbost, als er die Rosen sah. ‚Warum bringen Sie mir diese Blumen?’ herrschte er mich an, ‚glauben Sie, ich wüsste nicht, wie knapp man als junger Mensch in Paris bei Kasse ist? Sie haben sicher Ihr letztes Geld für diese Rosen ausgegeben!’ Nach dieser ‚Strafpredigt’ brachte er Kaffee, und wir unterhielten uns eine Weile auf Polnisch. Dann bat mich Rubinstein, ihm vorzuspielen. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich sehr aufgeregt sei. ’Ja sehe ich so furchteinflössend aus?’ fragte mich Rubinstein lächelnd. Er setzte sich und fragte, ob er eine Zigarre rauchen dürfe. Ich begann mit dem Spiel – es dauerte viereinhalb Stunden. Der Meister war mit mir zufrieden und nahm mich als Schülerin an. Ich brauchte keinen Centime zu bezahlen.“
Dann kam die Künstlerin auf ihre Konzerte in Nordvietnam zu sprechen. In Nordvietnam!? Während des Krieges!? Bei mir schrillten alle Alarmglocken: „Sind Sie etwa Kommunistin!?“ fragte ich irritiert. „Nein, ich bin nicht in der Partei. Musik ist etwas, das Grenzen überwindet und den Künstler ganz ausfüllt, so dass kein Raum mehr bleibt für politische Betätigung“. Nach meiner Zwischenfrage fuhr die junge Polin fort: „Es war 1971. Ich kann mich noch erinnern, dass ich ziemlich Angst vor dieser Reise hatte. Dennoch hatte ich, als man mich fragte, ob ich Nordvietnam besuchen möchte, ohne zu zögern ja gesagt, obwohl ich wusste, dass sich dieses Land im Krieg befand. Ich stellte mir vor, ich würde irgendwo im Dschungel inmitten von krepierenden Bomben spielen. Von meinen Eltern nahm ich Abschied, als ob ich sie niemals mehr sehen sollte. Ich habe später meinen Entschluss, in Nordvietnam Konzerte zu geben, nie bereut. Vor allem lernte ich die Vietnamesen als grosse Freunde der Kunst kennen. Das Publikum war herrlich; es atmete mit dem Künstler und nahm die Musik ungeheuer intensiv in sich auf.
Mich beeindruckte tief, dass da Menschen vor den Billettschaltern Schlange standen und Geld für Eintrittskarten ausgaben, mit dem sie auf dem Schwarzen Markt zusätzliche Nahrungsmittel zu ihren kümmerlichen Essrationen hätten hinzukaufen können. Was mich ebenfalls tief beeindruckte, war der Sinn der Vietnamesen für Poesie. Für mich sind diese Menschen die Slawen Asiens.“
Aus dem Buch „In fremden Welten“ von Frank Plopa
Produktion: Gallus Tonstudio, St. Gallen, im Auftrag des Blauen Kreuzes, Zürich.
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Aleksandra Ablewicz Plopa
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Zitat Startseite: Victor Hugo, 26.02.1802 - 22.05.1885, Französischer Schriftsteller